Wilde Nächte im Tegeler Fließ

When the sun goes down...

Der Biber (Castor fiber) gehört zu den scheuen und seltenen Bewohnern des Fließes.

Das Tegeler Fließ ist ein kleiner Fluss, der aus Brandenburg in der Nähe von Basdorf durch Nordberlin fliesst und in den Tegeler See mündet. Um den Bach herum sind zahlreiche Lebensräume für die unterschiedlichsten Tiere zu finden, von Altarmen und Auwäldern bis hin zu Feuchtgraswiesen und Sumpflandschaft sind viele unterschiedliche Lebensräume vorhanden. Am Tag dient das Tegeler Fliess, damit ist auch die Umgebung bezeichnet, als Naherholungsgebiet, in dem man der Natur näher kommt. Beobachtungen von Schwartspechten, Kranichen, Libellen oder Eichhörnchen sind hier keine Seltenheit und erfreuen die Großstadtbürger, die nach der Arbeit gerne in das stadtnahe Gebiet zum Radfahren oder Spazieren gehen. Das wahre Potenzial des FFH-Schutzgebiets (Fauna-Flora-Habitat) wird jedoch den meisten Menschen kaum deutlich und ist am Tage noch lange nicht vollends entfaltet.

Der Altvogel der Waldkauzfamilie hat sich als Schlafplatz einen Ast ausgesucht. Baumhöhlen und Dachböden sind ebenfalls beliebt.

Die Rede ist von Biber, Dachs, Waldkauz und Wildschwein. Die überwiegend nachtaktiven Tiere, zu denen im Tegeler Fließ auch Fischotter, Füchse, Waschbären, Marder und Rehe zählen, verbringen den Tag meist gut getarnt oder in eigens gebauten Verstecken. Die Waldkäuze bevorzugen für den Tagesschlafplatz hohe Baumwipfel, die für ihre Freßfeinde schwer zu erreichen sind, der Biber verbringt den Tag in der geschützten und mit Ästen verstärkten Burg zusammen mit einer Bisamratte, der Dachs hat sich einen großen Bau angelegt und Rehe verschlafen den Tag im hohen Gras, absolut nicht zu entdecken.

Sogar Dachse fühlen sich im Fließ wohl, die seltenen Marder brauchen Ruhe und einen geeigneten Ort, um ihren Bau anzulegen.

Im Schatten der Nacht..

Mit Einbruch der Dämmerung werden auch die nachtaktiven Tiere vermehrt aktiv. Während der Dämmerung halten sich Wildschweine, Biber und Marder zwar eher in der Nähe ihrer Verstecke auf, jedoch kann schon so mancher Abendspaziergänger von regelmäßigen Begegnungen mit Wildschweinen und Füchsen berichten. Manche Anwohner bekommen sogar regelmäßig Besuch in ihren Gärten, wobei Wildschweine in den vergangenen Jahren großen Schaden anzurichten wussten.
Später in der Nacht, ab 22:00 bis 23:00 Uhr wagen sich Wildschweine, Marder und selbst Biber dann in die unmittelbare Nähe des Menschen. Um Mitternacht kann man häufig auf den Straßen um das Fließ Wildschweine und Füchse beobachten, die das Licht der Straßenlaternen und die Kompostabfälle anziehen.

Für Igel sind die Straßen, die das Fließ begrenzen oder den Übergang zu anderen Lebensräumen versperren, ein gefährliches Hindernis! Die vergleichsweise kleinen Säugetiere können oft nicht schnell genug fliehen oder kugeln sich zu einer Kugel zusammen, was ihnen gegen ein tonnenschweres Auto nichts bringt.

Waldkäuze meiden zwar die unmittelbare Nähe zum Menschen, sind aber vor allem während des Frühjahrs und der Jungenaufzucht nachts weit zu hören. Ebenfalls ab 22:00 hört man im April und Juni die hochfrequenten Bettelschreie der Ästlinge, wie man die Jungkäuze auch nennt. Meist dicht beieinander sitzen und springen die kleinen Käuze auf den Ästen in der Nähe des Nestes herum und warten auf den Altvogel, der von der Jagd Mäuse, Singvögel und Frösche mitbringt. Selbst größere Happen müssen von den Jungvögeln am Stück verschlungen werden, obwohlen der Futterneid letzlich so manche Beute unwillkürlich teilt.

Drei hungrige Waldkauz-Ästlinge warten auf den Altvogel, der auf der Jagd nach Mäusen, Fröschen oder kleinen Vögeln durch das Fließ fliegt.

Schichtwechsel

Ab drei Uhr morgens, wenn es im Juni wieder hell wird und spätestens ab Sonnenaufgang lassen die Bettelrufe nach und die Käuze suchen sich einen Schlafplatz für den Tag. Um diese Zeit kehrt auch der Biber in seine Burg zurück, nachdem er in der Nacht aktiv war: Regelmäßig werden kleine Bäume von den Bibern gefällt. Die großen Nagetiere nutzen die kleinen Äste als Baumaterial für ihre Burg oder als Nahrungsvorrat. Dabei werden häufig ganze Äste "entschält", Baumrinde ist ein wichtiges Nahrungsmittel für Biber.

Auch Dachs, Wildschwein, Waschbär und Co. kehren um diese Zeit zu ihren Verstecken und Schlafplätzen zurück. Füchse bleiben noch bis in die Morgenstunden aktiv und passieren noch vor dem ein oder anderen Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit die Straßen rund um das Fließ. Am Vormittag übernimmt dann doch zuletzt die Tagschicht, zu der in den Sommermonaten unter anderem auch Kleinspecht, Teichhuhn und Ringelnatter zählen.

Ein Großteil der Faszination "Tegeler Fließ" liegt im Verborgenen. Dieser Film zeigt einen Teil desjenigen Aspekts des Lebens im Fließ, der dem menschlichen Auge verborgen bleibt, weil er nachts stattfindet.